Selma van de Perre-Velleman

die Niederlande
07.06.1922 -
Selma van de Perre-Velleman © Chris van Houts

Die Jüdin Selma van de Perre-Velleman wurde wegen ihrer Widerstandsaktivitäten unter ihrem Pseudonym Marga van der Kuit im KZ Herzogenbusch inhaftiert. Erst nach dem Krieg traute sie sich, es laut auszusprechen: „Mein Name ist Selma.“

Selma Velleman wuchs in einer liberalen jüdischen Familie auf und wurde erst während des Krieges mit ihrem Jüdischsein konfrontiert. Plötzlich wurde es zu einer Frage von Leben und Tod.

Als sie im Juni 1942 zwanzig Jahre alt wurde, wurde Selma zur Zwangsarbeit in Deutschland verpflichtet. Es gelang ihr jedoch, sich zu entziehen, und beschloss wenig später, sich dem Widerstand anzuschließen. Sie bleichte sich die Haare und lebte dank eines gefälschten Personalausweises als die nichtjüdische Margareta „Marga“ van der Kuit weiter. Unter diesem falschen Namen verteilte sie illegale Zeitungen, falsche Personalausweise und Gutscheine.

Nachdem sie verraten und im Juli 1944 verhaftet wurde, war sie im KZ Herzogenbusch und später im deutschen Frauenlager Ravensbrück inhaftiert – immer noch als die nichtjüdische Marga van der Kuit. Sie wusste, dass sie im Falle der Entdeckung ihrer jüdischen Identität in eines der Vernichtungslager geschickt werden würde. „Nachts wagte ich kaum zu schlafen, weil ich Angst hatte, meinen richtigen Namen zu sagen und meine wahre Identität preiszugeben.“

Erst als sie nach der Befreiung des Lagers Ravensbrück nach Schweden evakuiert wurde, wagte Selma, es laut auszusprechen: „Mein Name ist nicht Margareta van der Kuit. Mein Name ist Selma.“

Sie und ihre älteren Brüder David und Louis überlebten den Krieg, aber ihr Vater Barend, ihre Mutter Femmetje und ihre jüngere Schwester Clara wurden in den Vernichtungslagern ermordet.

Im November 1945 zog Selma nach London, wo ihre Brüder lebten und arbeiteten. Sie fand eine Stelle bei der BBC, wo sie Hugo van de Perre kennenlernte. Die beiden heirateten 1955 und bekamen 1957 einen Sohn. Selma van de Perre-Velleman lebt auch heute noch in London.

Lange Zeit sprach sie nicht viel über den Krieg, bis sie begann, ihre Lebensgeschichte zu Papier zu bringen. Daraus entstand ein Buch mit dem treffenden Titel My name is Selma, das nach seinem Erscheinen im Jahr 2020 sofort zu einem Bestseller wurde.

Über die bleibenden Auswirkungen des Krieges schrieb sie in ihrem Schlusswort: „Der Tod von Papa, Mama und Clara ist immer noch das schockierendste Ereignis in meinem Leben. Schlimmer als alles, was ich im Krieg erlebt habe, ist das Wissen, wie sie getötet wurden. Noch heute, 75 Jahre später, liege ich nachts wach und sage mir: „Selma, schlaf ein. Man kann nicht ändern, was passiert ist, indem man darüber nachdenkt.“ Indem ich an Gedenkveranstaltungen teilnahm und über den Holocaust sprach, fand ich einen Weg, mit all dem umzugehen.“