Magda Perlstein (Brown)

Ungarn
11.06.1927 - 07.07.2020
Magda Perlstein, 1941. © The Brown family

An ihrem 17. Geburtstag wurde Magda Perlstein nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Sie überlebte die Selektion. Zur Zwangsarbeit in einer Rüstungsfabrik brachte die SS sie in ein Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald.

Magda Perlstein hatte eine glückliche Kindheit. Mit ihrem fünf Jahre älteren Bruder Miklos wuchs sie in einer jüdischen Familie in Miskolc auf, einer Stadt im Nordosten Ungarns. Die Eltern besaßen einen Fleischerladen und ein Haus, in dem die Familie gemeinsam mit einer Tante und einem Onkel lebte.

Wie die gesamte jüdischen Bevölkerung Ungarns litt auch Familie Perlstein seit Ende der 1930er Jahre unter den antisemitischen Gesetzen der ungarischen Regierung. Im März 1944 schließlich marschierte die deutsche Wehrmacht in Ungarn ein. Sofort begannen die deutschen Besatzer, die Ermordung der jüdischen Bevölkerung vorzubereiten. Der Stadtteil, in dem Familie Perlstein lebte, wurde zum Ghetto erklärt. In ihrem Haus, in dem sie bisher zu sechst gelebt hatten, mussten nun auf engstem Raum 40 Personen wohnen.

Im Mai 1944 begannen die Deportationen in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Am 11. Juni 1944, ihrem 17. Geburtstag, wurde Magda mit ihren Eltern und über 80 anderen Menschen in einen Güterwaggon gepfercht. Ihr Bruder Miklos hatte die Familie bereits zuvor verlassen müssen, als Zwangsarbeiter für die ungarische Armee. Die Fahrt dauerte drei Tage, ohne Wasser und ohne Nahrung. In Auschwitz angekommen, wurde Magda von ihren Eltern getrennt. Ihr Vater und ihre Mutter wurden kurz darauf in den Gaskammern ermordet. Magda wurde von den SS-Ärzten als arbeitsfähig eingestuft und überlebte so die Selektion.

Zwei Monate später brachte die SS Magda zusammen mit 999 jüdischen Frauen nach Allendorf in Deutschland (heute Stadtallendorf). Eine Rüstungsfabrik hatte die Frauen bei der SS als Zwangsarbeiterinnen angefordert. In Tag- und Nachtschichten mussten sie ohne Schutzkleidung Granaten mit Sprengstoff befüllen. Die giftigen Chemikalien färbten die Haut der Frauen gelb, die Haare orange und ihre Lippen lila. Bei der Räumung des Lagers Ende März 1945 gelang Magda mit anderen Frauen die Flucht. Bis zur Ankunft der amerikanischen Truppen versteckten sie sich in einer Scheune.

Nach der Befreiung suchte Magda in ihrer ungarischen Heimat nach Verwandten. Von über 70 Familienangehörigen hatten jedoch nur sechs den Holocaust überlebt. 1946 emigrierte sie in die USA und gründete mit ihrem Mann Robert Brown eine Familie. Nach über 18 Jahren traf sie 1962 erstmals ihren Bruder Miklos wieder. Bis zu ihrem Tod im Alter von 93 Jahren engagierte sich Magda Brown unermüdlich als Zeitzeugin.

Die Animation ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit mit der St. Joost School of Art & Design in Den Bosch und Breda.