Thomas Blatt wurde 1943 in das Vernichtungslager Sobibór deportiert. Er war einer von nur 300 Juden, denen nach dem Häftlingsaufstand im Oktober 1943 die Flucht aus dem Lager gelang.
Thomas Blatt wurde 1927 als Toivi Blatt in Izbica geboren, einer Stadt in der Region Lublin, die damals fast ausschließlich von Juden und Jüdinnen bewohnt war. Sein Vater Leon, ein ehemaliger Soldat der polnischen Legion, betrieb ein Geschäft. Seine Mutter Fajga kümmerte sich um das Haus und ihren jüngeren Sohn Hersz.
Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde Izbica zunächst von sowjetischen Truppen besetzt, doch bereits im Oktober 1939 nahm die deutsche Armee das Gebiet ein. Im Jahr 1941 wurde Izbica zu einem der Transitghettos, in welche die Besatzer Juden und Jüdinnen aus vielen europäischen Ländern deportierten.
Von dort wurden Toivi und seine Familie im April 1943 in das Vernichtungslager Sobibór verschleppt. Nach der Selektion ermordeten die Deutschen seine Angehörigen in der Gaskammer, während er einem Arbeitskommando zugeteilt wurde.
Am 14. Oktober 1943 kam es im Lager zu einem Aufstand. Blatt war einer der über 300 Häftlinge, die entkommen konnten. Nach dem Aufstand liquidierten die Deutschen das Lager, um ihre Verbrechen zu vertuschen – zwischen Mai 1942 und Oktober 1943 hatten sie etwa 180 000 Juden und Jüdinnen aus dem besetzten Europa ermordet.
Toivi tauchte unter seinem polnischen Namen Tomasz unter. Er war durch die deutschen Besatzer, aber auch durch die Polen in Gefahr: „Ein Bauer willigte ein, uns gegen Geld zu verstecken, aber nach einiger Zeit kam er mit seinen Helfern und schoss auf uns. Ich habe immer noch ein Geschoss unter meinem Kiefer. Ich stellte mich tot und als sie unsere Sachen durchsuchen wollten, bin ich aufgestanden und weggerannt.“
Im Jahr 1958 ging Blatt in die USA, wo er den Namen Thomas verwendete.
„Ich bin hier wegen des Schwurs, den ich in Sobibor geleistet habe – als ich im Lärm der Schreie und des Getöses der Maschinengewehre gebetet habe: Gott, lass mich leben und ich werde es erzählen“, sagte Thomas Blatt zu den Jugendlichen, die er traf, um seine Geschichte zu erzählen. Seine Memoiren bildeten die Grundlage für drei Bücher und den Film Flucht aus Sobibor.
Thomas sagte in den Prozessen gegen die Täter aus, deren Verbrechen er miterlebte: Kurt Engels (1958), Karl Frenzel (1965) und Ivan Demjanjuk (2011). Engels beging während seines Prozesses Selbstmord, Frenzel wurde zu lebenslanger Haft verurteilt, verbüßte aber nur 16 Jahre. Demjanjuk starb, bevor seine Verurteilung zu fünf Jahren Gefängnis rechtskräftig wurde.
Thomas Blatt starb 2015.