Adolf Beckert war ein Kanonier in der 16. SS-Panzergrenadier-Division „Reichsführer SS“, der am 12. August 1944 am Massaker von Sant’Anna di Stazzema beteiligt war. Er wurde als Zeuge im Prozess von La Spezia befragt und beschrieb das Massaker auf dem Kirchplatz.
Adolf Beckert meldete sich im Jahr 1942 freiwillig zur Waffen-SS. Er wurde in Prag ausgebildet und war zunächst in Frankreich und anschließend in Italien stationiert. Er ließ sich in der Toskana nieder und trat der 16. SS-Panzergrenadier-Division „Reichsführer SS“ als Soldat bei. Seine Division bestand aus ideologisch hoch motivierten Soldaten, die gegen die Partisanen vorgehen sollten. Beckerts Aufgabe war, Männer zusammenzutreiben. Bei seiner Ankunft in der Stadt Sant’Anna fand er jedoch keine Männer vor, sondern nur ein paar Frauen, sowohl junge als auch alte. Er durchsuchte die Gegend um die Kirche nach Partisanen. Beckert fand keine; er sah nur sechs Leichen im Bereich vor der Kirche, bei denen es sich wahrscheinlich um italienische Zivilisten handelte, die gezwungen worden waren, Munition zu schleppen. Der Anblick der Leichen irritierte ihn nicht. Beckert betrat das Gebäude, wo er einige ältere Frauen fand, die beten wollten. Er sah sich das Pfarrhaus an und spürte, dass jemand in aller Eile geflohen war. Beckert erhielt daraufhin den Befehl, sich zusammen mit einem Kameraden an der Absperrung zu positionieren. Unterwegs beobachtete er das Geschehen auf dem Kirchplatz, der sich langsam mit Frauen, älteren Menschen und Kindern füllte. Unter ihnen erkannte Beckert einen Priester anhand seiner Kleidung. Letzterer unterhielt sich mit dem Kommandanten und dem Fernmelder. Der Kommandant fragte, wo die Männer seien, erhielt aber keine Antwort. Nach einem letzten Gespräch begannen die Frauen, Kinder und älteren Menschen zu beten. In diesem Moment begannen die Deutschen zu schießen. Niemand entkam.
Während des Prozesses in La Spezia erinnerte sich Beckert vor den Augen der überlebenden Zeugen daran, dass keine Kontrollen oder Gnadenschüsse notwendig gewesen waren – alle seien schon bei den ersten Schüssen gestorben. Er war der Einzige, der zu den Ereignissen auf dem Kirchplatz aussagte, bei denen etwa 130 Menschen ums Leben kamen. Für die Überlebenden, die bei der Gerichtsverhandlung anwesend waren, gehörte die Aussage von Beckert zu den intensivsten Momenten des gesamten Prozesses, da sie endlich einem der Täter in die Augen sehen konnten, der erzählte, was sich an diesem Tag ereignet hatte.