Genny Bibolotti Marsili wurde zusammen mit ihrem Sohn Mario aus Pietrasanta vertrieben. Sie wurde aufgegriffen und in einen Stall in der Ortschaft Vaccareccia gebracht. Aus Angst um das Leben ihres Sohnes lenkte sie die Nazis mit einem Holzschuh ab und wurde getötet. Mario wurde gerettet.
Genny Bibolotti Marsili wurde in Pietrasanta geboren und heiratete 1937 im Alter von 23 Jahren. Im Jahr 1938 wurde sie Mutter. Nach dem Evakuierungsbefehl vom 5. Juni 1944 war Genny mit ihren Eltern, Umberto Bibolotti und Bianca Navari, ihren Brüdern und ihrem Sohn (der am 14. August sechs Jahre alt geworden wäre) nach Sant’Anna di Stazzema gezogen. Als die Nazi-Soldaten kamen, war Genny zu Hause in Vaccareccia. Sie wurde aufgegriffen und zusammen mit fünfzehn oder zwanzig Personen in einen Stall gebracht. Genny erkannte die drohende Gefahr, nahm ihren Sohn und setzte ihn auf zwei vorspringende Stufen hinter der Tür, kurz bevor die Nazis zu schießen begannen. Das erzählte ihr Sohn Mario, der, obwohl er sich versteckt hielt, sehen konnte, wie die Menschen vergeblich versuchten zu fliehen, während die Nazis sie zurück in den Stall drängten. Mario sah, wie Feuer in den Stall eindrang, vielleicht ein Flammenwerfer. Als der Rauch aufstieg, näherte sich ein Soldat der Tür. Genny bemerkte ihn und zog aus Angst um das Schicksal ihres Sohnes einen Holzschuh aus und warf ihn nach dem Soldaten, um ihn abzulenken. Mario schaute weiter zu. Er sah mit eigenen Augen, wie der Mann seine Mutter erschoss, die tot zu Boden fiel. Durch das von den Nazis nach der Erschießung entfachte Feuerwurde Mario schwer verletzt. Jemand rettete ihn und brachte ihn in das Krankenhaus von Valdicastello, wo er aufgrund seiner schweren Verbrennungen lange Zeit blieb.
Das Andenken an Genny Bibolotti Marsili, die mutige Mutter von Sant’Anna di Stazzema, wird seit 1945 von vielen bewahrt. Ihre Taten wurden von dem Schriftsteller und Journalisten Filippo Sacchi aufgezeichnet und von dem Künstler Carlo Levi gemalt. Das Gemälde wurde am 9. Dezember 1945 auf der Titelseite der Zeitung La Domenica degli Italiani veröffentlicht. Ihre Geschichte wird weitergegeben. Am 3. Februar 2003 ehrte die Italienische Republik ihr Andenken mit der Verleihung der Medaglia d’oro al valor civile.