Don Innocenzo Lazzeri, Pfarrer von Farnocchia, floh in die Kirche von Sant’Anna. Die Zeugenaussagen erinnern an seinen vergeblichen Versuch, die Nazis um Gnade zu bitten und die Zivilisten zu retten, die mit ihm auf dem Kirchplatz zusammengetrieben wurden.
Don Innocenzo Lazzeri war Pfarrer von Farnocchia, einem Dorf in der Nähe von Sant’Anna di Stazzema, das von den Nazis wenige Tage vor dem Massaker vom 12. August 1944 in Brand gesetzt wurde. Don Lazzeri hatte dank des Pfarrers Don Giuseppe Vangelisti eine Unterkunft in Sant’Anna gefunden. Er wohnte im Pfarrhaus der Kirche zusammen mit anderen vertriebenen Familien, darunter die Familie Tucci.
Am Tag des Massakers floh Don Lazzeri nicht wie die anderen Männer in den Wald. Als er von der Ankunft der Nazi-Soldaten erfuhr, beschloss er, bei den Frauen, Kindern und älteren Menschen zu bleiben. In seiner Zeugenaussage vom 12. August 1945 erinnerte der Augenzeuge Alfredo Graziani an die Taten des Pfarrers, der auf dem Platz blieb und die verängstigten Menschen aufnahm, die von den Nazis in der Ortschaft Il Pero zusammengetrieben wurden. Mehrmals suchte er das Gespräch mit dem Kommandanten. Selbst der Gefreite Adolf Beckert erzählte später, er sei Zeuge verschiedener Momente des Dialogs zwischen dem Priester, dem Kommandanten und dem Telegrafisten gewesen. Sie fragten ihn, wo die Männer und Partisanen seien, aber Don Lazzeri sagte, er wisse es nicht. Sie verprügelten ihn mehrmals mit vorgehaltener Waffe und versammelten ihn mit allen anderen Personen in der Nähe einer Platane. Laut dem Zeitzeugen Icilio Felici aus dem Jahr 1946 (der ein Buch über Don Lazzeri geschrieben hat) bot der Priester sein Leben an, um die anderen zu retten, sobald er die Absichten des Nazikommandanten verstanden hatte. Sein Angebot wurde jedoch nicht angenommen, und auf das vereinbarte Signal hin feuerten die Soldaten. Alle Anwesenden wurden getötet, außer Don Lazzeri, der – nach der Aussage von Graziani – von zwei Soldaten mitgenommen wurde. Nach dem Massaker wurde er auf den Kirchplatz begleitet, wo er gezwungen war, das Geschehene zu realisieren. Angesichts des Schreckens nahm der Priester den Leichnam eines Neugeborenen, hob ihn in den Himmel und zeichnete das Zeichen des Kreuzes und segnete alle Opfer und das brennende Land. Dann wurde er durch Maschinengewehrfeuer getötet.
Don Lazzeri wurde von der Italiensichen Republik mit der Medaglia d’oro al valor civile ausgezeichnet und anschließend von Yad Vashem in Jerusalem als Gerechter unter den Völkern anerkannt.