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Zentrum "Grodzka Gate - NN Theater" in Lublin

#Polen

Bereits im frühen Mittelalter war Lublin ein bedeutendes politisches, religiöses und wirtschaftliches Zentrum. Die Bedeutung der Stadt wurde durch das 1317 verliehene Stadtrecht bestätigt. Ihre Lage am Schnittpunkt der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Einflüsse zwischen Ost- und Westeuropa prägte die Identität der Stadt. In die jüdische Geschichte ging Lublin unter anderem als berühmtes Zentrum für Talmudstudien, des hebräischen Drucks und der chassidischen Bewegung ein. Vor dem Zweiten Weltkrieg machte die sozial, politisch und religiös vielfältige jüdische Minderheit ein Drittel der 120.000 Einwohner der Stadt aus. 

Im September 1939 wurde Lublin bombardiert und von der deutschen Armee besetzt. Die Stadt wurde Sitz der Behörden des Distrikts Lublin, der zum Generalgouvernement gehörte. Bald war die lokale Bevölkerung von den Repressionen der Besatzer betroffen, z. B. durch Vertreibung, Beschlagnahmen und Zwangsarbeit. Diese trafen insbesondere die jüdische Bevölkerung.  
 
Am 24. März 1941 richteten die Deutschen ein Ghetto in Lublin ein. Auf engem Raum isolierten sie etwa 35.000 Juden und Jüdinnen und setzten sie damit Hunger, Krankheiten und Terror aus. Personen, die den geschlossenen Bezirk ohne Erlaubnis verließen, wurden – ebenso wie ihre Helfer –mit dem Tode bestraft. 
 
Die Liquidierung des Lubliner Ghettos begann am 16. März 1942. Innerhalb eines Monats deportierten die Deutschen rund 28.000 Menschen in das Vernichtungslager in Bełżec. Anschließend begannen sie mit der Zerstörung des jüdischen Viertels. Es war der Beginn der „Aktion Reinhardt“, die auf die Ermordung aller Juden und Jüdinnen des Generalgouvernements abzielte. Die Nationalsozialisten richteten sogenannte Vernichtungslager in Bełżec, Sobibór (Distrikt Lublin) und Treblinka (Distrikt Warschau) ein. Vorübergehend diente auch das Lager Majdanek bei Lublin diesem Zweck. Innerhalb von zwanzig Monaten ermordeten die Deutschen an diesen Orten etwa 2 Millionen Juden und Jüdinnen. ,Leiter der „Aktion Reinhardt“, die ihr Hauptquartier in Lublin hatte, war der SS- und Polizeichef des Distrikts , Odilo Globočnik, . 
 
Der Zweite Weltkrieg hatte dramatische Auswirkungen auf das Schicksal Polens: Er führte zur Zerstörung des Landes, veränderte die Landesgrenzen und bereitete den Boden für die Einführung des kommunistischen Systems. 5,5 Millionen Menschen starben, mehr als die Hälfte davon waren Juden und Jüdinnen. Fast 90 % der polnischen jüdischen Bevölkerung , die etwa ein Zehntel der Bevölkerung des Vorkriegsstaates ausmachten, kamen im Holocaust ums Leben. 
 
In der Volksrepublik Polen wurde die jüdische Geschichte in den polnischen Gebieten aktiv ausgelöscht. Erst nach dem Fall des Kommunismus im Jahr 1989 begann die Wiederentdeckung der multikulturellen Vergangenheit, auch in der lokalen Dimension. 

 So wurde in Lublin in den 1990er Jahren das Zentrum „Grodzka-Tor – Theater NN“ gegründet: eine städtische Kultureinrichtung, die sich mit der Geschichte der jüdischen Bevölkerung Lublins als Teil des kulturellen Erbes der Stadt beschäftigt. Die in dieser Ausstellung präsentierten Biografien sind eine Auswahl aus vielen Geschichten, die im Zuge der Spurensuche in Archiven und in den Erinnerungen von Überlebenden und anderen Zeitzeugen ihren Weg zum „Grodzka-Tor“ gefunden haben. Durch solche Aktivitäten wird die Identität der Holocaust-Opfer wiederhergestellt und ihr Andenken bewahrt., Dies zeigt, wie wichtig es ist, selbst den kleinsten Beweis für die Existenz einer Person zu finden und denjenigen eine Stimme zu geben, die ihre Geschichten nie erzählen durften.

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Informationen

Zentrum "Grodzka Gate - NN Theater"

Grodzka 21, 20-112
Lublin
Polen