Henio Żytomirski 

Polen
25.03.1933 - 1942
Letztes Bild von Henio Żytomirski, 5. Juli 1939. © Neta Żytomirska-Avidar

Henio Żytomirski war ein jüdischer Junge aus Lublin, der während des Zweiten Weltkriegs aufwuchs. Nach der Besetzung Polens durch die Nationalsozialisten wurde er zunächst gezwungen, im Ghetto von Lublin zu leben. Vermutlich wurde er im Konzentrationslager Majdanek ermordet.  

Henio Żytomirski wurde 1933 in Lublin in eine fortschrittliche jüdische Familie geboren. Seine Mutter Sara arbeitete in einem Schreibwarengeschäft. Sein Vater Szmuel war ein Aktivist jüdischer Organisationen wie He-Halutz, Dror und der HIAS-Auswanderungsgesellschaft, sowie Vorsitzender der Poale-Zion-Bewegung in Lublin. Er engagierte sich für die Förderung des weltlichen Unterrichts in Hebräisch und unterrichtete Geschichte, Literatur und die hebräische Sprache. 

Im Familienarchiv von Neta Żytomirska-Avidar, Henios in Israel lebender Cousine, sind mehrere Fotos von Henio sowie der Briefwechsel der Familie erhalten geblieben. Die Bilder zeigen einen heranwachsenden Jungen, umgeben von Familie und Freunden, oder bei Spaziergängen mit seinem geliebten Großvater Froim Żytomirski. Das letzte Foto von Henio wurde am 5. Juli 1939 aufgenommen, dem Tag, an dem er lernte, Fahrrad zu fahren. Solche Geschichten sind dank Netas Vater im Gedächtnis der Familie geblieben. Leon Żytomirski, der Bruder von Szmuel, verließ Lublin 1937 in Richtung Palästina. Er war das einzige Familienmitglied, das überlebte. 

Als der Zweite Weltkrieg begann , war Henio sechs Jahre alt. Er wurde nie eingeschult. Am 24. März 1941 richteten die Deutschen in Lublin ein Ghetto ein, in das sie alle Juden und Jüdinnen umsiedelten. In den nun verlassenen Wohnungen wurden Polen untergebracht. Eine von ihnen, Józefa Paciorkowa, erinnert sich an diesen Moment: „Die Wohnungen, die wir sahen, erfüllten uns mit Entsetzen. Überall gab es frische Spuren von Menschen, die ihre Heimstätten in großer Eile verlassen haben mussten. Ein dürftiges Abendessen, das jemand gerade erst zu kochen begonnen hatte, ein halb leeres Glas Tee oder ein nicht gemachtes Bett … Uns wurde eine Wohnung im Haus in der Szewska-Straße 3 zugewiesen.“ Das war das Mietshaus, in dem Henio gewohnt hatte. 
„Wie ist Henio damals aufgewachsen? Welche Schrecken haben seine Augen gesehen? Was haben Kinder in seinem Alter im Ghetto gemacht?“ Neta dachte über ihren kleinen Cousin nach. Die aus Lublin gesendete Korrespondenz spiegelt die tragischen Lebensbedingungen der gesamten Familie wider. Der Junge wird zum letzten Mal in einem Brief erwähnt, der im Sommer 1942 aus dem Restghetto von Majdan Tatarski geschickt wurde. Szmuel Żytomirski schrieb damals an seinen Bruder Leon: „Ich bin mit Henio zusammen.“ Im November wurde das Ghetto aufgelöst und seine Bewohner in das Lager Majdanek deportiert. Kinder, alte Menschen und Arbeitsunfähige wurden in den Gaskammern ermordet. 

Die Animation ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit mit der St. Joost School of Art & Design in Den Bosch und Breda.
Die Animation ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit mit der St. Joost School of Art & Design in Den Bosch und Breda.