Tineke Guilonard, Mitglied des Widerstands, erlebte eine der dunkelsten Seiten in der Geschichte des KZ Herzogenbusch. Nach dem Krieg leistete sie einen wichtigen Beitrag zum Gedenken an den Zweiten Weltkrieg.
Tineke Guilonard war noch ein Teenager, als ihr Vater Pieter, stellvertretender Direktor der KLM Royal Dutch Airlines, 1939 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam. Vier Monate zuvor hatte er sich geweigert, nach der sogenannten Kristallnacht weiterhin Geschäfte mit Deutschland zu machen, eine Entscheidung, die seine Tochter sehr beeindruckte.
In die Fußstapfen ihres Vaters tretend schloss sich Tineke dem Widerstand gegen die Nazis an, als ihre jüdischen Mitschüler 1941 das Amsterdamer Lyceum verlassen mussten. Sie und ihre Klassenkameraden arrangierten Verstecke, organisierten Rationskarten und gefälschte Ausweise. Wenig später schloss sie sich unter ihrem Pseudonym Thea Beerens dem bewaffneten Widerstand an.
Nachdem sie im September 1943 verraten worden war, kam Tineke am 2. Januar 1944 ins KZ Herzogenbusch. Weniger als zwei Wochen nach ihrer Ankunft erlebte sie die so genannte „Bunkertragödie“, eine der dunkelsten Seiten in der Geschichte des KZ Herzogenbusch. Tineke war eine der 90 Frauen, die sich mit einer Mitgefangenen solidarisierten. Infolgedessen wurden 74 Frauen, darunter Tineke, in Zelle 115 und siebzehn Frauen in Zelle 117 eingesperrt. Zehn Frauen in Tinekes Zelle kamen dabei ums Leben. Sie sagte später: „Alles, was danach kam, wie schrecklich auch immer – diese Nacht war noch schlimmer.“
Für Tineke war es der Beginn einer fünfzehnmonatigen Gefangenschaft im KZ Herzogenbusch und in verschiedenen Lagern in Deutschland. Enge Freundschaften mit Mitgefangenen gaben ihr Kraft. „Es sind Freundschaften fürs Leben“, schrieb sie in einer geheimen Nachricht aus dem KZ Herzogenbusch.
Tineke überlebte die Lager und heiratete 1947 ihren Schulfreund und Widerstandskämpfer Frank Wibaut. Sie wurde eine glühende Verfechterin der Emanzipation und leistete einen wichtigen Beitrag zum Gedenken an den Zweiten Weltkrieg. Sie widmete sich intensiv der Unterstützung von Kindern von Kriegsopfern, zu denen sie nachdrücklich – und als eine der ersten – auch die Kinder von Tätern zählte. Außerdem war sie zusammen mit einigen ehemaligen Mitgefangenen an der Einrichtung der nationalen Gedenkstätte des KZ Herzogenbusch beteiligt. Neben anderen Auszeichnungen erhielt sie eine Yad-Vashem-Ehrung für ihre Widerstandstätigkeit.